Das Lehmprojekt war ursprünglich ein Gemeinschafts- und Hausprojekt, bei dem ich versuchte, mit vielen Gleichgesinnten und Freunden in gemeinsamer fröhlicher Arbeit ein originelles, winterfestes Haus aus Holz und Lehm zu bauen. Dabei faszinierten mich die technischen und gestalterischen Möglichkeiten dieser und anderer Naturbaustoffe so sehr, dass ich schon 1993 mit Frank Hawemann eine Lehmbaufirma in Dresden gründete, die wir nach diesem Projekt benannten. Während der nächsten 8 Jahre realisierten wir mit dieser Firma zahlreiche Projekte wie z.B. das Umweltzentrum in Dresden (1994), eine Kindertagesstätte in Riesa (1996) und über den ganzen Zeitraum die Sanierung zahlreicher Fachwerkhäuser.

Diese Faszination verwandelte sich über die Jahre in Expertise und Erfahrungswissen. Ich bin begeistert davon, welch lebendige, warme und schöne Räume in Kombination von Lehmputzen, Naturfarben und intelligenten Heizsystemen entstehen können. Die Verbindung der raumklimatischen und baubiologischen Vorteile von Naturbaustoffen mit modernen Bautechnologien und effizienter Haustechnik liegt mir am meisten am Herzen.

Zwei Männern insbesondere verdanke ich viele Anregungen und Kenntnisse. Carl Giskes, ein Lehmkünstler in Amsterdam, inspirierte mich gleich 1991 in solchem Maß, dass ich mich entschloss, von ihm zu lernen und selbst mit Lehm zu bauen. Ich blieb für zwei Jahre in Amsterdam und war und bin besonders beeindruckt von seiner emotionalen Beziehung zum Baustoff Lehm, die seine Arbeit bis heute prägt.

1999 war ich am Bau der Kapelle der Versöhnung in Berlin beteiligt. Dieser Bau wurde von Martin Rauch (Lehm Ton Erde Baukunst GmbH, Schlinz, Österreich) in Stampflehm ausgeführt. Seine herausragenden künstlerischen, technischen und gestalterischen Fähigkeiten bewogen mich, 2001 für drei Jahre in seiner Firma mitzuarbeiten. Hier eignete ich mir viele Spezialtechniken an und erschloss mir die Fähigkeit, immer wieder neu und kreativ an Aufträge und Projekte heranzugehen.

So ungewöhnlich und originell man auch immer mit Naturbaustoffen bauen kann, so unveränderlich bleiben seine positiven Eigenschaften wie Nachhaltigkeit, Schadstoffarmut und Gesundheitsförderung. Diese Aspekte prominent in Bau- und Gestaltungsprozesse mit einbringen zu können, ist für mich ein wichtiger Beitrag für die Entwicklung unserer “Welt” gerade in unserer heutigen Zeit, die geprägt ist von einer unüberschaubaren Fülle von Substanzen, Materialien und Technologien, deren langfristige Wirkungen teils bedenklich, teils noch weitgehend unbekannt sind.

Im Jahr 2004 entschloss sich unsere Familie, von Österreich nach Thüringen zu ziehen. Die Firma Lehmprojekt bestand fortan aus zwei voneinander unabhängigen Unternehmen in Dresden und in Behrungen. Seit 2012 ist der alleinige Firmensitz in Behrungen in einem neu errichteten Büro-, Lager- und Ausstellungsgebäude. Damit veränderte sich auch der Schwerpunkt meiner Tätigkeit. Seit dem 01.01.2017 habe ich die Firma Lehmprojekt in Naturbaustoffe Grabfeld umbenannt. Ich betreibe einen Handel mit Naturbaustoffen und widme mich immer stärker der Beratung meiner Kunden. Im Gespräch mit interessierten Menschen, sei es auf Baustellen, auf Messen, am Telefon oder in meiner Ausstellungshalle, genieße ich es, gemeinsam ihre Ideen zu entwickeln und individuellen Vorstellungen, seien sie auch noch so vage, zur Umsetzung zu verhelfen. Momentan führe ich selbst keine Bauleistungen mehr aus.

Das ursprüngliche Lehmprojekt-Haus wurde übrigens über all die Jahre erweitert, verbessert und neu gestaltetet, so dass ich mit meiner Familie heute darin wohne.
Firmensitz in Behrungen
Dipl. Ing. Uwe Wirthwein
Stampfelhmwände Bundesgartenschau Schwerin 2008
Lehmhaus in Behrungen mit Fassadengestaltung